Grafik der inneren Organe im menschlichen Körper mit Hervorhebung der Prostata | UOZ Erfurt
Die Prostata - Vorsorge, Erkrankungen & Therapien

Moderne Medizin für Ihre Gesundheit - Prostata

Die Prostata ist ein etwa walnussgroßes Organ, das sich vor dem Mastdarm unterhalb der Blase befindet und die Harnröhre umschließt. Die Prostata ist eine Drüse, die Flüssigkeit produziert, welche als Transport- und Aktivierungs­mittel für Samenfäden dient und somit zu den inneren Fort­pflanzungs­organen des Mannes zählt. Im Alter nimmt die Prostata häufig an Größe zu und kann Beschwerden zum Beispiel beim Wasserlassen verursachen. Zumeist handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung der Prostata - der Fachbegriff lautet: Benigne Prostatahyperplasie (BPH). Diese Erkrankung lässt sich medikamentös oder operativ behandeln. In seltenen Fällen kommt es zu einer Entzündung der Prostata (Prostatitis). Dabei können erhebliche Schmerzen und hohes Fieber auftreten. Eine antibiotische Therapie schafft in der Regel rasch Abhilfe.

Neben den gutartigen Erkrankungen der Prostata ist der Prostata­krebs von Bedeutung. Es handelt sich dabei um die häufigste Krebsform des Mannes. Jährlich sind in Deutschland rund 58 000 Neuerkrankungen zu verzeichnen.

Die Vorsorge

Der Prostata­krebs im frühen Stadium zeigt keine typischen Symptome und verursacht auch keine Beschwerden. Deshalb ist es besonders wichtig, an Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen! 

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei allen Männern ab 45 Jahren die Kosten für eine jährliche Prostata-Früherkennung. Dabei wird der Arzt zunächst sorgfältig nach Beschwerden, insbesondere beim Wasserlassen, fragen. Erfasst werden müssen dabei auch andere Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Herzerkrankungen, Allergien, frühere Operationen und die aktuelle Medikation.

Die körperliche Unter­suchung

Bei der körperlichen Unter­suchung konzentriert sich der Arzt auf das Abtasten der Flanken, der Bauchdecke und der äußeren Geschlechtsorgane. Obligat ist auch die Unter­suchung der Prostata, die durch den Enddarm abgetastet werden kann - eine nicht immer beliebte, aber in aller Regel schmerzfreie Unter­suchung. Eine Ultraschalluntersuchung von Nieren, Blase und Prostata sowie eine Urinprobe ergeben weitere wichtige Erkenntnisse.

PSA - Prostata Spezifisches Antigen

Weiterhin kann der PSA-Wert im Blut ermittelt werden. PSA steht für Prostata Spezifisches Antigen, einen von der Prostata produzierten Eiweißstoff, der bei Entzündungen des Organs, aber auch beim Prostata­krebs erhöht sein kann. Die meisten Urologen sind sehr froh darüber, durch die Bestimmung des PSA-Wertes den Prostata­krebs in einem frühen, noch heilbaren Stadium entdecken zu können. Kritiker meinen allerdings, dass dabei zu viele Krebsbefunde erhoben würden, die (noch) keiner Therapie bedürfen. Patienten mit unauffälligem Tastbefund müssen den PSA-Test derzeit noch selbst bezahlen.

Gewebs­entnahme aus der Prostata

Sollten sich im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung auffällige Befunde ergeben, werden weitere diagnostische Schritte erforderlich: Zum sicheren Ausschluss oder Nachweis eines Prostata­krebses ist immer eine Gewebs­entnahme aus der Prostata zur feingeweblichen Unter­suchung notwendig.

Wie erfolgt die Unter­suchung genau?

Zuerst findet eine ausführliche Beratung und Aufklärung im Rahmen der ambulanten urologischen Sprechstunde statt. Anschließend wird eine MRT-Untersuchung der Prostata nach Terminabsprache im Institut für Bildgebende Diagnostik des Katho­lischen Kranken­hauses Erfurt durchgeführt. Die Fusionsbiopsie selbst erfolgt perineal (durch den Damm) unter antibiotischer Abschirmung. Die Dauer der Biopsie beträgt ca. 30 Minuten und wird unter Vollnarkose oder Spinal­anästhesie durchgeführt.

Abschließend werden in unserer Spezialsprechstunde die histologischen Befunde der Unter­suchung besprochen und die weiteren Therapie­möglichkeiten aufgezeigt.

Die Fusionsbiopsie

Das neue Biopsieverfahren, das am Katho­lischen Kranken­haus zur Verfügung steht, eignet sich für Patienten, bei denen trotz Verdachts auf ein Prostata­karzinom (z.B. durch erhöhte oder steigende PSA-Werte) bei der systematischen Prostata­stanzbiopsie keine Krebszellen festgestellt werden können. Dabei werden vorab erstellte MRT-Bilder mit den Ultra­schall­bildern der klassischen Biopsie zusammengeführt, "fusioniert". 

So wird es möglich, dass bestimmte, auf dem MRT-Bild als tumorverdächtig erkannte Bereiche der Prostata bei der Gewebs­entnahme gezielt untersucht werden können. Die Fusions­biopsie bietet damit zum einen eine um 50 Prozent gesteigerte Entdeckungs­wahrscheinlichkeit von Krebszellen. Zum anderen ist die Gefahr von Infektionen geringer, da nicht durch den Enddarm, sondern durch den Damm punktiert wird.

Zwei Therapieziele

Sollte die feingewebliche Unter­suchung bestätigen, dass ein Prostata­krebs vorliegt, muss geklärt werden, ob sich der Tumor auf die Prostata beschränkt oder bereits Metastasen vorliegen. Der bereits erwähnte PSA-Test spielt dabei eine wichtige Rolle. Liegt der PSA-Spiegel unter 10 ng/ml (Nanogramm pro Milliliter) kann man meist davon ausgehen, dass es sich um ein lokal begrenztes Prostata­karzinom handelt. Bei höheren PSA-Werten oder bei aggressiven Tumoren in der feingeweblichen Unter­suchung sollte jedoch eine sogenannte Knochenszintigrafie zum Nachweis oder Ausschluss von Knochenmetastasen durchgeführt werden. Auch ein CT (Computertomogramm) oder ein MRT (Magnetresonanztomogramm) der Bauchhöhle und des Beckens können sinnvoll sein.

Bei der Behandlung des Prostata­karzinoms gibt es grundsätzlich zwei Ziele:

  1. Entweder gelingt es, den Prostata­krebs dauerhaft zu heilen oder
  2. man verhindert zumindest das weitere Ausbreiten des Tumors und setzt den Fokus auf die Erhaltung von möglichst viel Lebensqualität. 

Insgesamt gesehen sind die Heilungschancen bei Tumoren, die sich auf die Organkapsel der Prostata beschränken, heute hervorragend: diese liegen bei rund 90 %.

Die Therapie von Prostata­krebs

Die Operation
Die Operation

Die sicherste Behandlungsmethode bei vielen Krebsarten ist die vollständige Entfernung des Tumorgewebes durch eine Operation. Beim Prostata­karzinom bedeutet dies, dass die Prostata komplett mit ihren Anhangsgebilden, den Samenbläschen, entfernt wird. Hierfür stehen verschiedene Operationsmethoden bzw. Zugangswege zu Verfügung. Bei der radikalen Prostatektomie, so der Fachbegriff für die vollständige Entfernung der Prostata, kommen sowohl die minimal-invasive roboter­assistierte Technik mit dem DaVinci®-System als auch die offene Schnittoperation in Frage. Insgesamt haben sich die Operationstechniken in den letzten Jahren so verbessert, dass die Nebenwirkungen nach einer Prostataentfernung, unabhängig vom gewählten Zugangsweg, deutlich geringer geworden sind und die Lebensqualität in hohem Maß erhalten werden kann.

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Harninkontinenz meist vermeidbar

Zwar kann es in vielen Fällen nach der Operation zu einer vorübergehenden Harninkontinenz kommen. Diese bildet sich jedoch in den allermeisten Fällen wieder zurück: Zirka 95 Prozent der operierten Männer können im Verlauf des ersten Jahres nach der Operation den Urin wieder halten. Für die wenigen Patienten mit einer bleibenden Inkontinenz gibt es heute eine Reihe von zuverlässigen Verfahren, durch die die Kontinenz verbessert bzw. wiederhergestellt werden kann.

Potenz in vielen Fällen erhaltbar

Ein anderes Problem bei der Prostatektomie ist die Erhaltung der Erektionsfähigkeit, weil die dafür zuständigen Nervenbahnen unmittelbar an der Prostata entlanglaufen. Dank moderner OP-Techniken ist es in vielen Fällen möglich, die Erektionsfähigkeit zu erhalten.

Je früher ein Prostata­krebs entdeckt wird, desto größer sind die Möglichkeiten, nicht nur die Lebenserwartung des betroffenen Patienten zu steigern, sondern zugleich seine Lebensqualität weitgehend zu erhalten. Bei der Befundbesprechung mit Ihrem Urologen wie auch in unserem Zentrum werden diese Themen im Zusammenhang mit der Behandlungsplanung individuell und vertrauensvoll besprochen.

Die Strahlentherapie
Die Strahlentherapie

Die Strahlentherapie stellt eine wichtige Alternative zur Operation dar, wenn zum Beispiel der Allge­meinzustand des Patienten eine Operation nicht zulässt oder wenn der Tumor die Kapsel der Prostata bereits überschritten hat. Auch wenn bei einer Operation das Tumorgewebe nicht vollständig entfernt werden konnte, kann die Bestrahlung als ergänzende Maßnahme eingesetzt werden.

Die Strahlentherapie ist langwierig, aber zumeist schmerzfrei. Gelegentlich kann es zu Reizzuständen des Enddarms und der Blase kommen.

Aktive Überwachung (engl. active surveillance)
Aktive Überwachung (engl. active surveillance)

Unter bestimmten Bedingungen kann es sinnvoll sein, auf eine Behandlung zunächst zu verzichten und stattdessen die weitere Entwicklung des Karzinoms sorgfältig zu beobachten. Seit der Einführung der PSA-Testung stieg nämlich die Zahl der Prostata­krebsdiagnosen erheblich an. Weil auch sehr kleine, für den Betroffenen nicht bedeutsame, Karzinome von der PSA-Untersuchung erfasst werden. Für die Einschätzung, ob die Behandlung eines Prostata­krebses zurückgestellt werden kann, wurden von den medizinischen Fachgesellschaften eng festgelegte Kriterien entwickelt.

Bei der aktiven Überwachung unterliegen die betroffenen Patienten einer engmaschigen Kontrolle. Es müssen regelmäßige PSA-Tests, Tastuntersuchungen sowie wiederholte Gewebsuntersuchungen durchgeführt werden, damit bei Verän­derungen der Prostata sofort mit entsprechenden Maßnahmen reagiert werden kann.

Die Hormontherapie
Die Hormontherapie

Früher nahm man an, dass das männliche Geschlechtshormon Testosteron zu Prostata­krebs führen kann. Heute weiß man, das der Testosteronspiegel im Blut nichts mit der Entstehung dieser Krebsform zu tun hat. Wenn jedoch bereits ein Karzinom vorhanden ist, hat der Testosteronspiegel durchaus Einfluss auf die Entwicklung der Prostata­karzinomzellen. Die Hormontherapie zielt darauf ab, die Bildung des Testosterons in den Hoden oder seine Wirkung am Körpergewebe zu blockieren, um das weitere Wachstum der Krebszellen zu unterbinden. Dies kann durch die (eher selten angewendete) operative Ausschälung der Hoden oder heute meist medikamentös durch die Gabe von sogenannten LHRH-Analoga bzw. von Antiandrogenen erfolgen. Das Medikament wird in der Regel mit modernen, sogenannten „new hormonal agents“, die eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit aufweisen, kombiniert.

Die Hormontherapie gilt als „systemische Behandlung“, weil sie auf den ganzen Körper wirkt. Sie eignet sich für die Behandlung des Prostata­karzinoms in späten Phasen, wenn sich bereits Metastasen in den Lymphknoten oder im Knochen gebildet haben. Die Hormontherapie ist eine palliative Behandlungsform mit dem Ziel, das weitere Wachstum des Tumors zu verzögern. Oft wird diese auch bei der unterstützenden („adjuvanten“) Nachbestrahlung nach Operation zeitweise angewendet.

Die Chemotherapie
Die Chemotherapie

Die Chemotherapie kann in vielen Fällen lebensverlängernd wirken. Sie bringt allerdings unterschiedlich häufig Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen mit sich, die jedoch nach Ende der Therapie wieder abklingen. Sogenannte Supportivmedikamente lindern solche Nebenwirkungen meist effektiv. 

Die Chemotherapie kann beim Prostata­karzinom in Kombination mit der Hormontherapie und/oder sogenannten „new hormonal agents“ eingesetzt werden, oder wenn der Tumor durch andere Therapieformen nicht unter Kontrolle gebracht werden kann.

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Uroonkologisches Zentrum Erfurt
Haarbergstraße 72
99097 Erfurt

0361 654-1351
urologie@kkh-erfurt.de 

Nach der Primär­behandlung

Wie bei allen Krebserkrankungen ist auch beim Prostata­karzinom eine strukturierte Nachsorge von zentraler Bedeutung. Grundsätzlich ist es nicht ausgeschlossen, dass es nach zunächst erfolgreicher Behandlung zu Rückfällen, sogenannte Rezidiven, kommt. Außerdem sollen im Rahmen der Nachsorge mögliche Begleit- und Folge­erkrankungen behandelt und die körperlichen, seelischen und sozialen Probleme aufgefangen werden, die im Zusammenhang mit der Krankheit entstehen. Gerade im Bereich der Nachsorge gibt es zahlreiche Angebote, die sich von Anschluss­heil­behandlungen bis hin zu finanzieller Unter­stützung bei der Wiedereingliederung in den Beruf erstrecken.

Im Bereich der Nachsorge liegen die Vorteile eines zertifizierten Prostata­karzinom­zentrums besonders deutlich auf der Hand. Durch die strukturierte Zusammen­arbeit zwischen nieder­ge­lassenen Ärzten und den Ärzten im Kranken­haus, zwischen Sozialarbeitern, Psychologen, Physiotherapeuten und angeschlossenen Reha-Kliniken können die Patienten auch nach der Operation oder Bestrahlung optimal betreut werden: Sie werden während der Nachsorge nicht allein gelassen, sondern von einem kompetenten Expertenteam begleitet.

Der wichtigste Beitrag der Patienten bei der Nachsorge ist es, das breite Angebot engmaschiger Kontroll­unter­suchungen anzunehmen. Diese erfolgen in erster Linie durch Ihren nieder­ge­lassenen Urologen. Wie oft und in welchen Zeitabständen ein Patient nach abgeschlossener Behandlung zur Nachsorge kommen soll, wird individuell zwischen Urologen und Patient festgelegt.