Grafik der inneren Organe im menschlichen Körper mit Hervorhebung der Harnblase | UOZ Erfurt
Die Harnblase - Erkrankung, Diagnostik & Behandlungen

Moderne Medizin für Ihre Gesundheit - Harnblase

Oft entsteht Harn­blasen­krebs in hohem Alter und nach jahrelanger Ein­wirkung von Giftstoffen auf den Körper. Menschen zwischen 60 und 70 Jahren sind besonders betroffen, Männer dreimal häufiger als Frauen. Allerdings ist Blasen­krebs im Vergleich zur Häufigkeit anderer Krebs­erkrankungen eher seltener und macht rund 4 % der Krebs­neu­erkrankungen pro Jahr aus.
In 9 von 10 Fällen handelt es sich um eine bösartige „Wucherung“ am sog.  Urothel (= Übergangsepithel), die die Harnblase innen auskleidet, weshalb man hierbei von einem sogenannten Urothel­karzinom spricht. Harnblasen­krebs kann in selteneren Fällen aber auch von anderen Zellen ausgehen: Ist zum Beispiel das Drüsen­gewebe der Ursprung, handelt es sich um ein Adeno­karzinom, sind andere Zellen betroffen, spricht man von einem Platten­epithel­karzinom.

Der größte Risikofaktor für Harnblasen­krebs ist das Rauchen. Aber auch Schadstoffe aus der Industrie spielen eine Rolle. Als Berufskrankheit in der Chemie-, Textil- und Lederindustrie ist er zum Beispiel häufiger zu beobachten. Nachdem die  Schadstoffe aus der Luft über das Einatmen in die Lunge und von dort in die Blutbahn gelangen, werden sie schließlich über den Urin wieder ausgeschieden.

Wie wird Harn­blasen­krebs diagnostiziert?

Was sind typische Symptome?
Was sind typische Symptome?

Typische Symptome bei Harn­blasen­krebs

Harn­blasen­krebs zeigt sich als kleine Verän­derungen des Urothels, die in die Harnblase hineinragen. Typische Symptome können sein:

  • dunkel gefärbter, bluthaltiger Urin („schmerzlose Makrohämaturie“)
  • häufiger Harndrang
  • Schmerzen im seitlichen Rückenbereich, rund um die Niere und
  • Gewichtsverlust.

Bei größeren Mengen Blut im Urin, kann sich ein Gerinnsel bilden, das den Blasenausgang verstopft. Wasserlassen ist dann nur erschwert oder nicht mehr möglich.

Die Urinuntersuchung
Die Urinuntersuchung

Innerhalb weniger Minuten lässt sich mit Hilfe spezieller Urin-Teststreifen Blut im Urin nachweisen. Ob Blasenkrebs vorliegt, belegt der Test zwar nicht, gibt aber erste Hinweise auf die Erkrankung. Außerdem können mögliche Harnwegsinfekte identifiziert werden, indem der Urin auf Bakterien untersucht werden. 

Bei der Urinzytologie prüft die Ärztin/der Arzt, ob sich zusätzlich Zellbestandteile, vor allem Krebszellen, im Urin nachweisen lassen.

Die Blasenspiegelung (Zystoskopie)
Die Blasenspiegelung (Zystoskopie)

Bei dieser Unter­suchung wird unter örtlicher Betäubung ein dünnes Endoskop, welches heute meist flexibel (beweglich) ist, schonend durch die Harnröhre bis in die Harnblase vorgeschoben, damit die Ärztin/der Arzt das Innere der Harnblase begutachten kann.

Eine eingebaute Kamera ermöglicht die Sichtung der „Schleimhaut“ (Urothel), um eventuelle krankhafte Verän­derungen an der Blasenwand festzustellen. Für eine weitere Unter­suchung unter dem Mikroskop kann anschließend eine Gewebeprobe entnommen werden.

Die bild­gebenden Verfahren
Die bild­gebenden Verfahren

Abflussstörungen an Blase, Niere und Harnleiter können durch eine Unter­suchung mit dem Ultraschall aufgezeigt werden.

Ergänzend kann eine Computer­tomographie (CT) oder eine Magnet­resonanz­tomographie (MRT) durchgeführt werden, um eine Ausbreitung der Krebs­zellen auf umliegende Organe bzw. Niere und Harnleiter zu überprüfen.

Die Behandlung

Der oberflächliche Harn­blasen­krebs

Ziel der Behandlungsstrategien bei der oberflächlichen Form, die etwa 70 % der Blasenkrebserkrankungen ausmacht, ist der Organerhalt.

mehr zum oberflächlichen Harn­blasen­krebs

Zunächst wird im Zuge einer Blasenspiegelung in Narkose oder Teilbetäubung das erkrankte Gewebe, durch die Harnröhre, entfernt (Transurethrale Resektion / TUR-B). Hierfür ist in der Regel nur ein kurzer Aufenthalt im Kranken­haus notwendig. Häufig wird diese Diagnostik durch spezielle fotoaktive Substanzen ergänzt, die in spezieller Lichttechnik (Photodynamische Diagnostik/PDD)  auch kleinste Verän­derungen sichtbar machen. Die Ärztin/der Arzt untersucht anhand einer Gewebeprobe, bis in welche Gewebsschichten der Tumor vorgedrungen ist. Wenn der Tumor nur die oberflächliche Schleimhaut befallen hat, erfolgt meist nach maximal 6 Wochen ein Kontrolleingriff, bei der übriggebliebene Krebszellen entfernt werden können.

Lokale Chemotherapie nach TUR

Abhängig vom Tumorstadium und vom Grad der Bösartigkeit der Krebszellen, die entfernt wurden, kann sich manchmal erneut bösartiges Gewebe bilden (Rezidiv). In diesem Fall besteht die Möglichkeit einer lokalen Chemotherapie. Die Zytostatika werden direkt in die Blase eingespült. Mögliche Nebenwirkungen sind hierbei auf das Organ beschränkt.

Lokale Immuntherapie nach TUR

Bei einem mittleren oder hohen Risiko, dass sich erneut böses Gewebe bildet, kann ergänzend zur TUR eine lokale Immuntherapie zum Einsatz kommen. Hierbei sollen Arzneimittel das Immunsystem anregen. Der Bacillus Calmette-Guérin (BCG) kann nach der Operation angewendet werden, um die Rezidivwahrscheinlichkeit zu vermindern. Auch dieses Medikament wird direkt in die Blase eingebracht.

Der invasive (tiefe) Harn­blasen­krebs

Befällt das Krebsgeschwür nicht nur die oberflächliche Schleimhautschicht, sondern durchdringt auch die tiefer liegenden Muskelschichten, muss die gesamte Harnblase entfernt werden. Auch beim tiefen Krebs ist das Ziel, möglichst eine Heilung zu erzielen.

mehr zum invasiven (tiefen) Harn­blasen­krebs

Dabei handelt es sich entweder um eine offene Operation oder roboter­assistierte minimal-invasive Operation jeweils unter Vollnarkose. Angesichts des großen Risikos, dass Krebszellen in die umliegenden Organe eingedrungen sind und dort erneut zu einem Krankheitsausbruch führen, werden vorsorglich nahe gelegene Lymphknoten, beim Mann die Prostata und bei der Frau die Gebärmutter samt Eileiter und Eierstöcke entfernt. In der Folge ist der Mann zeugungsunfähig und kann Erektionsstörungen haben. Eine erektionserhaltende Operation (Nerverhalt) ist jedoch oft möglich. Frauen sind danach nicht mehr in der Lage, Kinder zu bekommen.

Zudem muss ein Ersatz für die entfernte Harnblase hergestellt werden. Dafür wird ein Teil des körpereigenen Dünn- oder Dickdarms genutzt. Hier unterscheidet man inkontinente und kontinente Harnableitungen, auf die in der Folge noch genauer eingegangen wird. Welche Form gewählt werden kann, entscheiden Arzt und Patient/in in einem individuellen Gespräch. Der Erhalt der Lebensqualität ist hier das oberste Ziel. Die Ver­sor­gung beider Formen ist heute sehr zuverlässig und wird durch eine vorher organisierte flächendeckende ambulante Ver­sor­gung sichergestellt. 

Inkontinente Harnableitungen

  • Ileumconduit – Ableitung beider Harnleiter mittels kurzem Dünndarmstück nach außen in einen Beutel (Urostoma)
  • Harnleiter-Hautfistel – direkte Ableitung der Harnleiter in einen oder zwei Beutel (Urostoma) ohne Darmsegment

Kontinente Harnableitungen

  • Orthotope Ileum-Neoblase – Blasenersatz aus Dünndarm anstelle der bisherigen Blase mit Anschluss an die Harnröhre (kein Beutel)
  • Ileozökalpouch mit Nabelstoma – Ersatzblase aus Dünn-und Dickdarm mit Anschluss meist an den Nabel ohne Beutel, Entleerung durch Selbstkatheterisierung
  • Harnleitereinpflanzung in Darmabschnitt – heute selten praktizierte Form


Die organerhaltende Strahlentherapie oder Radiochemotherapie

Bei fortgeschrittenen Tumoren kann auch eine Strahlentherapie (auch Radiotherapie genannt) in Betracht gezogen werden. Die Heilungsaussichten sind hierbei meist gut. Die Harnblase kann bei ca. 70 % der Patien­tinnen und Patienten, die mit Strahlentherapie behandelt werden, erhalten bleiben.

Bei der Strahlentherapie kommen ionisierende Strahlen zum Einsatz, die die Krebszellen so schädigen können, dass diese sich nicht mehr teilen und vermehren können und in der Folge absterben. Die Patientin/der Patient wird dabei nur an der betroffenen Stelle bestrahlt, denn die Strahlen wirken dort, wo sie auf das Gewebe treffen. Es können dennoch auch umliegende gesunde Zellen angegriffen werden.

Oft wird die Strahlentherapie bei der Behandlung von Blasenkrebs mit einer niedrig dosierten Chemotherapie kombiniert, um die Wirkung der Strahlen in den Tumorzellen zu verstärken. Man spricht dann von einer Radiochemotherapie.

Die Nachsorge

Nach der vollständigen Abtragung oberflächlicher Blasentumore ist eine engmaschige Nachsorge, anfangs 3-monatlich, bei einer Urologin / einem Urologen erforderlich, um frühzeitig Rezidive zu erkennen.

Auch wenn die Krebstherapie und die Rehabilitation abgeschlossen sind, finden regelmäßig Nachsorgetermine bei einer Ärztin / einem Arzt statt, der / die im Idealfall auf die (Nach-)Behandlung und Betreuung von Blasenkrebs-Betroffenen spezialisiert ist. Meist ist dies die Urologin / der Urologe. 

Die Nach­sorge­unter­suchungen haben zwei Ziele:

  1. Ein möglicher Rückfall soll rechtzeitig erkannt werden. Im Körper können sich - trotz der vorangegangenen Behandlung – noch Krebszellen befinden. Ist das der Fall, könnte die Krankheit wieder ausbrechen, das nennt man Rezidiv. Ein solcher Rückfall kann bei den Nachsorgeterminen frühzeitig entdeckt werden und dann – in der Regel – rechtzeitig behandelt werden.
     
  2. Es kann durch bzw. nach einer Behandlung von Blasenkrebs zu Begleit- und Folge­erkrankungen kommen. Diese werden in der Nachsorge festgestellt und behandelt. Unabhängig davon soll den Betroffenen in der Nachsorge bei allen körperlichen, seelischen und sozialen Problemen geholfen werden.

Wo bekomme ich Unter­stützung?

Man sollte sich immer und mit sämtlichen Beschwerden an die/den behandelnde/n Ärztin / Arzt wenden. Ein vertrauensvolles Verhältnis ist wesentlich. Die Ärztin / der Arzt gibt Auskunft über verschiedene Möglichkeiten der psychischen, sozialen, familiären, körperlichen und beruflichen Rehabilitation. Insbesondere eine psychosoziale und/oder psychoonkologische Beratung ist nach einer Krebsbehandlung sinnvoll. Der Blaue Ratgeber „Wegweiser zu Sozialleistungen“ der Deutschen Krebshilfe bietet einen guten Überblick über alle Sozialleistungen, die Krebspatientinnen und -patienten zustehen.

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen ist - neben der ärztlichen Betreuung und den Sozialleistungen - für viele Krebspatientinnen und -patienten hilfreich. Es kann dabei helfen, das Erlebte zu verarbeiten, wenn man mit Menschen spricht, die die gleiche Diagnose oder Behandlung erhalten haben. Der Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V. ist beispielsweise Ansprechpartner für Patien­tinnen, Patienten und Angehörige. Das INFONETZ KREBS der Deutschen Krebshilfe unterstützt bei der Suche nach Selbsthilfegruppen in der Nähe und berät zu allen Fragen, die Krebsbetroffene haben. 

Unser Zentrum arbeitet mit der Erfurter Selbsthilfegruppe Blasenkrebs eng zusammen.